In 10-30 Jahren ist das Pflegesystem überlastet. Werdet ihr eure Eltern selbst pflegen?

Man hört es oft: Viele Pflegekräfte stehen heute schon "am Rande der Erschöpfung". Hohe Arbeitsbelastung, Zeitdruck und Personalmangel stehen an der Tagesordnung. Niedrige Löhne, Überstunden, eine hohe Patientenzahl pro Pflegekraft und mangelnde gesellschaftliche Wertschätzung tun ihr Übriges. Viele Pflegekräfte wechseln in andere Branchen oder reduzieren ihre Arbeitszeit, was den Mangel weiter verschärft. Durch die weitere Abwertung des Berufs Pflegekraft wird es in naher Zukunft zu einem gravierenden systemischen Engpass kommen.

In 10-30 Jahren wird sich die Zwei-Klassengesellschaft verschärfen: Die, die es sich leisten können, bekommen noch einen Heimplatz, ambulante Pflege, 24-Stunden-Betreuung, Betreutes Wohnen, etc. Der Rest wohnt im Haus der Eltern, pflegt diese selbst und nimmt dadurch Lebenswert- und Einkommensverlust in Kauf.
Die Pflege ist ein Knochenjob: Körperpflege, An-, Auskleiden, Aufstehen, Hinsetzen, Umlagern, Gehen, Klogang, Hintern auswischen, Windeln wechseln, Essen zubereiten, Füttern, Medikamente verabreichen, Wundversorgung, Einkaufen, Reinigung, Reparaturen, Müll, Kleidung waschen, Behördengänge, Arzttermine, Gesellschaft leisten, etc. Man hat dabei kaum Zeit für viel anderes; die körperliche und emotionale Anstrengung ist enorm.

Früher gab es die Großfamilie, die sich gegenseitig unterstützten konnte. Im heutigen Wirtschaftssystem ist die Großfamilie aber nicht mehr gut realisierbar. Wie kann ein Ehepaar mit Kindern und Fulltime-Jobs, das vielleicht weit entfernt von den Eltern lebt, die pflegebedürftigen Eltern bei Zusammenbruch des Pflegesystems über Jahre hinweg betreuen?

Wie sieht ihr der Zukunft entgegen? Werdet ihr eure Eltern selbst pflegen? Oder hofft ihr darauf, dass wenn es soweit ist, ihr zur "privilegierten Schicht" gehört, die sich professionelle Pflege leisten kann?